fest & weich

Nun haben wir das Fest.
Nein kein Käferfest, wobei ich manchmal in den letzten Wochen dachte, wir Buchmenschen wären wie Maikäfer, lägen auf dem Rücken und würden mit unseren Bücherbeinen in der Luft herumstrampeln.

Um es gleich vorweg zu sagen: Ich bin für fest in fast jeglicher Hinsicht.

Da wäre der feste Rücken. Ein richtig gut gemachter Einband, fest mit dem Buchrücken verbunden. Heute fast ausser Gebrauch, nur noch in Verbindung mit Bucheinbänden mit festen Bünden im Umlauf.

Dafür hat der hohle Rücken das Regieren übernommen: Das gebundene Buch ist nicht mehr fest mit dem Rücken verbunden sondern hat hinten einen hohlen Rücken.
Es kann dann, schön gebunden, in meiner Tasche hin- und herfliegen; es passiert ihm nichts. Ich schlage es wieder und wieder auf und die Seiten fliegen mir nicht davon.
Und hier bin ich für weich: Ein weicher Einband ist ein Genuss. Fügt sich in der Vestontasche dem Laufen an, beim Lesen auf dem Sofa ist der Einband biegsam. Ob auf dem Rücken, der Seite oder auf dem Bauch liegend: nie hindert mich ein fester weicher Einband an der Bewegung.

Dann bin ich ein Fan vom Festabstand. Das ist der feste Weissraum zwischem den Abkürzungen. z.B. Prof.Dr.B.Meyer.

Auch nicht schlecht ist das Festlegen der Auflage: Buchhersteller freuen sich immer sehr, wenn irgendwann einmal das Format, die Auflage oder die Ausstattung festgelegt werden. Bei manchen Projekten wird aber nie etwas fest. Da gibt es dann die Variante: Wir wollen es ein bisschen grösser als A4, vielleicht auch bisschen breiter, und dann ein weicher Einband mit Schutzumschlag, vielleicht aber auch ein nicht ganz fester ohne Schutzumschlag, so ungefähr eine Broschur –
Am besten machen Sie uns einmal einen Vorschlag.
Da wünsche ich mir dann dass sich jemand festlegt oder sogar festnagelt. Ganz besonders mag ich Manuskipte, die festliegen. Irgendwo, nur nicht auf meiner Festplatte. Und dann aber plötzlich: Der Umfang des Manuskriptes ist jetzt fest, nun legen wir aber los.

Ein ganz besonderer Spass sind die Festschriften: Da ist kaum etwas fest. Der Verleger schreibt einen Beitrag, oder auch nicht. Das Format ist ungefähr so wie unsere anderen Bücher… Die Auflage: weiss ich noch nicht, circa ungefähr so. Was noch an anderen Beiträgen, oder Fotos kommt, oder was wir noch alles im Archiv finden, ist noch nicht so sicher.
Aber etwas ist fest: Der Festanlass. Am soundsovielten müssen die ganzen Exemplare fixfertig und fest angeliefert sein.
Nun aber subito.

Folgende Eigenschaften in der Buchherstellung sind auch nicht ohne Vorteil als fest anzulegen:
Die Sache mit dem festen Stand der Pagina. Ich bin ein Fan von aussenstehenden Paginas. Wenn ich bei einer Doppelseite immer erst die ganze Seite links und rechts absuchen muss, wo denn nun die Seitenzahl steht: das nervt.
Wenn ich dann wömöglich das Buch auch noch fast fest aufbrechen muss, weil die Pagina innen im Bund des Buches steht, krieg’ ich eine Krise.
Da geht es wieder nicht um die Lesbarkeit sondern um irgendeine komische Gestaltung.
Ausser bei Gedichtbänden. Da gibt die linksstehende Pagina der Seite eine feste Ruhe.

Oder die Sache mit der der Laufrichtung des Papiers:
Wenn Sie schöne Bücher haben wollen und keine welligen Ungetümer, sollten die Papierfasern von oben nach unten laufen. Auf keinen Fall von links nach rechts.
Probieren Sie es einfach aus: Gehen Sie an Ihre Regale und testen Sie doch einfach einmal Ihre Bücher. Reissen Sie in den Titeln, die Sie schon immer nicht mochten einmal eine Seite von oben nach unten und dann die nächste von links nach rechts quer. Nun wissen Sie ob die Laufrichtung stimmt. Learning by doing, heisst das heute in festem Neudeutsch.

PS: Ich bin natürlich für den festen Ladenpreis.