Flora & Maximus

Anna und Luca sind die beliebtesten Vornamen für neue deutschschweizer Kinder. Hier ein paar andere, frische Ideen und junge Namen:
Wie wäre es denn mit Phönix
oder Futura
oder Viva?

Was meinen Sie? Seit wann der Schweizer Buchhandel sich mit Kindernamen beschäftigt?
Gar nicht.
Diese klingenden Namen sind Schriftnamen. Einfach wunderschön. Wenn ich Ihnen die Schriften dazu doch nur zeigen könnte.

Aber das ist zuviel. Zum Einen gibt es die Schriften teilweise garnichtmehr, sie sind vergessen oder wurden vom Bleisatz nie digitalisisert. Zum Anderen sind sie absolut out, veraltet, langweilig, verschlafen, nicht in Mode, untrendy.
Manche sind aber auch alt und in, haben aber komische Kindernamen wie Helvetica. Obwohl die doch gerade erst 50 Jahre geworden ist. Von Max Miedinger aus Basel, 1957 geschnitten.
Die, die Sie hier lesen ist die New Baskerville. Ursprünglich von John Baskerville gezeichnet, 1757. Zwischen 1978–1982 digitalisiert und neu geschnitten. Ein bisschen langweilig, aber gut lesbar. In den Legenden lesen Sie die Rotis, eine wunderbare Schrift. Gezeichnet von Otl Aicher, 1989. Direkt für den Computer entwickelt. Nicht für zuviel Text, aber für kurze und bündige Kinder oder Texte prima verwendbar.

Da gibt es Namen, da weiss man sofort wie die Schrift aussieht:
Beton oder Bernhard Schönschrift, oder?
Dann die Edlen: Excelsior, Graphique.
Die Anspruchvollen: Pro Arte.
Bei Cochin oder Forelle denken wir sofort an Essschriften.
Namen, die gleich den Beruf der Schrift angeben: Bauer, Koch.
Dann die Schriften, die in die Zukunft schauen: Phönix, Futura.
Erbar oder Dominante machen uns auf die Tugend aufmerksam.
Dann die ganz stolzen: Capitalis

Und die mit den schönen weichen Namen: Bodoni, Didot, Balzac
Und die, die uns auf die falsche Fährte locken: Technotyp. Wurde nicht etwas vor kürzerer Zeit gezeichnet, sondern bereits 1949, oder Flash, 1953 entwickelt.
Dann die Schweizer: Helvetica, Frutiger, Univers.
Dann die, die gleich sagen was gemacht werden muss: Imprimatur, also Druckfreigabe.
Oder die mit Ausdruck und Richtung: Signal und Slogan
Und die mit unaussprechbaren Namen: Ecsetiras
Die knackig kurzen: Impuls und Konzept
Dann die kurznamigen: beta, city, Profil, Pan
Und die Schriften, die so heissen wie ihre Erfinder, ihre Schriftzeichner: Gill, Zapf, Stone

Es gäbe auch Namen, die sich später, für grossgewordene Kinder, als problematisch herausstellen würden: Schmale Lo oder Fette Bravour.
Auch der Name Poppl-Pontifex könnte für die Zukunft in manchen Orten der Welt doch Verwunderung auslösen.
Dagegen würde sich Bauhaus für einen zukünftigen Chirurgen vielleicht eignen.
Centura Schoolbook wäre doch für eine Lehrerin, allgemein, nicht schlecht.
Und Syntax oder Dante wären Super Namen für zukünftige Lateinlehrer.
Memphis könnte man Elvis Fans mit auf den Weg geben.

Also, Schrift ist in.
Schauen Sie sich selber um.
Überall wird Schrift benutzt. Nicht nur als Transporteur von Text, sondern auf t-shirts, auf Handtaschen, auf Reisegepäck, auf Teetassen, auf Gürteln, auf Vorschauen, in Büchern, in der Buchhandlung, sowieso.
In jeglicher Form: gerade, kursiv, halbfett und fett, auf dem Kopf, seitenverkehrt, von links nach rechts, von rechts nach links. Schräg, verzerrt. Lesbar oder nicht lesbar.
Mit Inhalt oder als Schmuck. In schwarz oder in weiss oder bunt. Positiv oder negativ.

Aber die Namen der Schriften sind nicht bekannt.

Daher hier zum Schluss noch einzelne Namen, die sich besonderes gut mit Nachnamen wie Hürlimann oder Oberholzer kombinieren liessen:

Mistral
Platin Optima
Herculanum
Novarese
Minister
Korinna
Figaro
Colossali
Kaufmann
Arial

Wenn Sie nun total unschlüssig sind nehmen Sie einfach zwei Namen, die ganz schön sind: Felix und Carlo. Was nur Männernamen? Dann nehmen Sie Felice und Carla.